Gibt es bei euch in Ö kein Ehevorbereitungsvisa?
In der CH gibt/gab es das. Meine Cousine hat es auf diese Weise gemacht.
Zum anderen Thema:
Niemand ist davor sicher, dass sich der zukünftige Partner mit seinen Ansichten nicht doch eines Tages noch ändert. Selbst gebürtige Nordafrikaner können sich da nicht sicher sein.
Als Beispiel meine Bekannten in Ägypten:
Mein bester Kollege hat sich verlobt.
Er war stolz auf sich, dass er nicht engstirnig ist, sondern so ein bisschen modern angehaucht. Sie war stolz auf sich, dass sie nicht am traditionellen Rollenmuster festhielt, sondern offen war.
Das heisst: Es macht ihm nichts aus, dass sie sich in engen Kleidern der Umwelt präsentierte. Ihr machte es nichts aus, ihm von ihrem Lohn abzugeben, damit er die gemeinsame Wohnung finanzieren konnte.
Es fand die Verlobung statt. Am Anfang war alles wunderbar: Friede, Freude, Eierkuchen.
Dann nach rund 5 Monaten fingen die ersten Schwierigkeiten an. Erste Streitereien die über die Zeit immer schlimmer wurden. Andere Vorstellungen mündeten in Beleidigungen des Partners. Ein Jahr nach der Verlobung wurde die Verlobung wieder aufgelöst, weil eine Hochzeit nicht mehr in Frage kam und die beiden Menschen zu zerstritten waren.
Es hatten verschiedene, persönliche Veränderungen stattgefunden, die das Ganze schwierig werden liessen.
Zum Beispiel:
Das Paar wäre in eine Gegend gezogen, wo es nicht angebracht war, sich gar offenherzig und in engen Kleidern zu präsentieren. Meine Kollege wollte plötzlich, dass seine Verlobte sich züchtiger kleidet.
Sie hingegen besann sich darauf, dass der Mann für die Wohnung aufkommen musste und fand es nicht mehr cool, ihm von ihrem Lohn abzugeben.
Beide Seiten konnten die je andere Seite nicht verstehen:
Warum will er jetzt plötzlich, dass ich mich anders kleide? Vorher hat es ihm doch auch gefallen. Warum jetzt so engstirnig?
Er aber fühlte sich plötzlich für seine Verlobte verantwortlich. Vorher waren das ihre Brüder gewesen. Jetzt wusste er, dass er schauen musste, dass seine zukünftige Frau, sich anständig verhält, weil man sonst von ihm dachte, er sei ein schlechter Ehemann.
Sie hingegen erinnerte sich daran, dass sie als ägyptische Frau ja finanzielle Forderungen stellen sollte und der Mann dafür aufkommen musste. Er war ja schliesslich der Ernährer der Familie. Also gab sie ihm sicher kein Geld mehr. Das Geld, welches sie verdiente, konnte sie für ihre Vergnügungen ausgeben, er sollte mal sparen und schauen dass es mit der Wohnung vorwärts ging. Er konnte nun nicht verstehen, wieso seine "moderne" Verlobte plötzlich in so "altmodische" Denkweisen verfiel.
Das ganze hat sich dann eben bis zur Trennung gesteigert.
Und nur noch eine kleine Randbemerkung:
Die Religion spielt da keine Rolle. Meine beiden Freund sind Christen. Ägyptische Christen, gefangen in der eigenen Gesellschaft und Denkweise, die ebenfalls sehr traditionell wirkt in unseren Augen.
Liebe Grüsse
MariamStatistik: Verfasst von Mariam — 17.3.2011, 21:30
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