Eine Liebe unter Palmen - für viele gehört das zum Traumurlaub dazu. Frei von Verpflichtungen, entspannt und fernab der Realität darf auch das Herz höher schlagen. Aber irgendwann steht die Rückreise an, und nicht selten verfliegen die Gefühle so schnell, wie sie gekommen sind. Wieso überstehen nur die wenigsten Urlaubslieben die Trennung? Und wie kann es nach dem Urlaub weitergehen, wenn aus der Bekanntschaft wider Erwarten doch die ganz große Liebe wird?
Kribbeln im Bauch, Herzklopfen - die Welt ist in rosarotes Licht getaucht. Ein traumhafter Zustand, noch dazu im Urlaub. Der Alltag, seine Widrigkeiten und der Stress sind vergessen, und auf der Tagesordnung stehen Spaß, Flirten und viel Freiheit. Die Gefühle haben Raum, um so richtig ausgelebt zu werden. Und grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass aus der Urlaubsliebe auch der eine große Glücksfall wird, die Liebe fürs Leben. Doch ein Wermutstropfen trübt die Gefühle. Denn es gehört sehr viel Mut dazu, in der Konsequenz alle Brücken hinter sich abzureißen, für ein neues Leben zu zweit.
So war es auch bei Petra S. aus Frankfurt. Im Urlaub auf der Trauminsel Bermuda lernte sie Angelo kennen. Drei wunderbare Wochen lang trug er sie auf Händen, schwor ihr seine Liebe. Nach Ablauf des Urlaubs musste sie zurückfliegen nach Deutschland. Angelo wartete noch lange auf sie, doch Petra S. wagte ihn nicht, den Sprung ins Ungewisse: einen sicheren Job aufzugeben und die Eltern in Deutschland zurückzulassen. Geblieben sind die Sehnsucht nach einer unvergesslichen Urlaubsliebe und die Frage, wie das Leben an der Seite von Angelo ausgesehen hätte.
Eine ernsthafte Urlaubsliebe ist eine Liebe wie jede andere - mit ein paar zusätzlichen Herausforderungen an das Paar. Soll die Liebe überdauern, sollte Grundsätzliches geklärt sein. An erster Stelle steht die Frage, ob ein gemeinsames Leben, verbunden mit einem Ortswechsel eines der beiden Partner, tatsächlich im Bereich des Möglichen liegt.
Dazu gehört trotz aller Gefühle eine realistische Einschätzung der Situation:
- Autonomie und Geld: Wie wäre das Finanzielle geregelt? Sind die Vorstellungen des Partners mit meinen vereinbar? Wer kann zum Lebensunterhalt beitragen und in welcher Form? Ist die Tatsache, dass die Frau in ihrem Heimatland Deutschland unter Umständen mehr Geld verdient, für den Mann akzeptabel? Und, auch wenn es schmerzt, in Momenten der ersten Verliebtheit eine solche Frage zu stellen, sollte unbedingt ausgeschlossen werden, dass der Partner aus finanziellen Gründen an der Beziehung interessiert ist. Stammt er/sie aus einem wirtschaftlich armen Land, und dient die Ehe nur der Beschaffung einer Aufenthaltsgenehmigung?
- Wie könnte der Alltag mit einem Partner mit einem unterschiedlichen religiösen oder kulturellen Hintergrund aussehen? Bei diesen Überlegungen hilft es, sich Alltagssituationen vorzustellen und zu überlegen, ob sie mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmen. Wie könnte in Zukunft z.B. Weihnachten aussehen? Oder Geburtstage? Hinzu kommt die Frage, ob der Alltag auch mit Kindern lebbar ist?
- Beim Wegzug aus der eigenen Heimat in ein fremdes Land muss bedacht werden, dass künftige soziale Kontakte zuerst auf die neue Familie beschränkt sind. Zudem kann es sein, dass ein/e bisher Berufstätige/r die überwiegende Zeit zunächst zu Hause verbringt, bis ein Job gefunden ist. Wichtig ist es zu wissen, dass in der Wahlheimat auch entsprechende Arbeitsangebote vorliegen.
- Die Hürden auf dem Weg zu einem gemeinsamen Leben sind für Urlaubslieben innerhalb Europas sicherlich geringer. Die Situation ist komplizierter, wenn einer der Partner den Kontinent wechselt. Aufenthaltsgenehmigungen und Papiere für eine eventuelle Hochzeit sind dann nicht so einfach zu beschaffen. Auch darüber sollte man sich im Klaren sein und überlegen, ob die Liebe solche Hindernisse bewältigen kann.
- Für Frauen, die erwägen in einen anderen Kulturkreis zu ziehen, stellt sich zudem die wichtige Frage nach der rechtlichen Situation der Frau in dem neuen Land. Wie sehen die Scheidungsgesetze aus? Wie ist im Falle einer Trennung das Sorgerecht für die Kinder geregelt?
Autorin: Christiane Wagner