Frühere Sex-Sklavin prangert an
von Belinda Goldsmith, Reuters
Die Opfer der weltweiten Sex-Sklaverei werden immer jünger. Erst kürzlich wurde ein gerade einmal vier Jahre altes Mädchen aus einem Bordell in Kambodscha befreit, sagt Somaly Mam, selbst ehemalige Zwangsprostituierte.
Somaly Mam
Die eigene Mutter hatte das Mädchen an die Zuhälter verkauft. Erst als ein Kunde die Behörden informierte, konnte das Mädchen gerettet werden.
Jetzt lebt es in einem der sieben Wohnheime, die Mams Hilfsorganisation in Südostasien betreibt und in denen Kinderprostituierte Zuflucht finden. «Man muss sie einfach festhalten und bei ihr bleiben und ihr zeigen, dass man sie liebhat. Kinder können wieder Kinder werden», sagt Mam.
Start einer Kampagne
Am Montag startete die Vorkämpferin gegen Zwangsprostitution mit Unterstützung der Kosmetik-Ladenkette The Body Shop eine weltweite Initiative zur Bekämpfung der Schattenindustrie, in der mit Sex-Handel jährlich gut zwölf Milliarden Dollar verdient werden.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass jedes Jahr zwei Millionen Frauen und Kinder zu Opfern werden, fast ein Drittel davon in Asien.
Arme Familien verkaufen ihre Töchter oft, um Schulden abzuzahlen. Und kleine Mädchen werden immer gefragter. «Da ist dieser Glaube, dass man von Aids geheilt wird, wenn man Sex mit einer Jungfrau hat. Also wächst der Markt für immer jüngere Mädchen», sagt Mam.
Berühmte Aktivistin
Die Kambodschanerin ist die wohl berühmteste Aktivistin im Kampf gegen die Sex-Sklaverei. Als 16-Jährige wurde sie an ein Bordell verkauft. Nach Jahren der Misshandlung konnte sie entkommen.
Nachzulesen ist ihr Schicksal in ihrem Buch «Das Schweigen der Unschuld: Mein Weg aus der Kinderprostitution und der Kampf gegen die Sex-Mafia in Asien».
Für ihr Engagement wurde sie weltweit geehrt. Das US-Magazin «Time» führte sie jüngst als eine der einhundert einflussreichsten Menschen. Doch sie erhielt auch Drohungen. 2006 wurde ihre Tochter entführt. Die Teenagerin kam frei. Mam kämpfte weiter. «Meine ganze Familie ist heute in Sicherheit. Wir haben Leibwächter für meine Kinder», sagt sie.
Öffentlichkeit sensibilisieren
Von der neuen Initiative erhofft sich Mam mehr Spenden zur Unterstützung der Opfer. Regierungen sollen überzeugt werden, schärfere Gesetze gegen Zwangsprostitution zu erlassen.
Vor allem aber will Mam erreichen, dass die Öffentlichkeit aufmerksamer auf das Thema Sex-Sklaverei wird. «Es ist nicht leicht, an Geldmittel zu kommen», sagt sie. «Je mehr Menschen mitmachen, umso besser können wir den Handel stoppen.»