Heirat in Ägypten

[Hadiyati]

folgendes stammt aus der feder eines ägypters, das ich aus dem englischen übersetzt habe:

HEIRAT IN ÄGYPTEN

In Ägypten ist Heirat ist der Traum jedes Mädchens und jungen Mannes.Bis in die 80er Jahre war dieser Traum noch relativ einfach zu realisieren, heute ist dies um ein Vielfaches schwieriger.

Heute haben viele junge Leute aufgehört, über Heirat nachzudenken, es bleibt dennoch der grösste Traum. Der Grund, weshalb man nicht mehr über Heirat nachdenkt:

Finanzielle Belastung
Die finanziellen Kosten sind heute extrem hoch:
für Männer $ 27‘000.- bis 33‘000.- und für Frauen 14‘000.- bis 22'000.-
Dies sind astronomische Beträge in äygptischen Pfund!
Woher sollen junge Leute so viel Geld haben? Wie sollen sie je eine solche Summe ersparen?
Im diesem ungleichen Verhältnis stehen sehr tiefe Löhne und enorme Beträge, um überhaupt heiraten zu können.
Die Familie des Mädchens trägt die vollen Kosten für die Ausstattung (Küche, Elektrogeräte, Wäsche, Kleider). Auch wenn die Familie arm ist, wird sie es nicht zulassen, dass ihre Tochter bescheiden heiratet.
Viele Mädchen arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen und Geld für ihre Hochzeit zu sparen.
Die jungen Männer haben zu viele Bedürfnisse zu befriedigen (eigene, die der Familie), um während 4-5 Jahren so viel wie möglich für eine künftige Heirat anzusparen.

Bildung
Junge Leute mit guter Ausbildung lassen sich länger Zeit mit dem heiraten als schlecht Ausgebildete, die so schnell wie möglich (ab 18) heiraten wollen. Bildung ist ein wesentlicher Faktor in der Wahl des Partners, denn gut Ausgebildete stellen höhere Ansprüche ihre Partner und an das Leben als schlecht Ausgebildete.

Aus/Bildung in Ägypten lässt sich wie folgt unterteilen:
A – Gute Ausbildung
B – Mitelmässige Ausbildung
C – Schlechte Ausbildung, sozusagen überhaupt keine Ausbildung. Dies ist keine Diskriminierung der grössten Bevölkerungsgruppe Ägyptens, sondern eine Tatsache.

Alle diese Kategorien haben den gleichen Start und der Ausbildungsweg ergibt sich aus Aufnahmefähigkeit, Leistungsfähigkeit, Kompetenz und Fähigkeiten und dem Level, den Studenten durch Examen erhalten.

Gute Ausbildung
2 Jahre Kindergarten
6 Jahre Primarschule
3 Jahre Vorbereitungsschule (oft privat)
3 Jahre Mittelschule (Gymnasium)
4 Jahre Universität (Medizin: 7 Jahre, Zahnmedizin: 6 Jahre, Pharmacie und Engineering je 5 Jahre)

Mittelmässige Ausbildung
2 Jahre Kindergarten (oftmals nicht)
6 Jahre Primarschule
3 Jahre Vorbereitungsschule
3 Jahre Mitteschule
2 oder 4 Jahre in einem Institut

Schlechte Ausbildung
2 Jahre Kindergarten (eher nicht)
6 Jahre Primarschule (viele brechen hier ab)
3 Jahre Vorbereitungsschule
3 Jahre „Lehre“ mit Diplom

Berechnung derAusbildungsdauer eines Studenten mit guter Ausbildung
Das Kind ist 4 Jahre alt
+ 2 Jahre Kindergarten
+ 6 Jahre Primarschule
+ 3 Jahre Vorbereitungsschule
+ 3 Jahre Mittelschule
+ 4 Jahre Universität (bei entsprechendem Studium länger)

Will ein Student sein Studium mit einem Master abschliessen, dann dauert es wiederum länger. Der junge Mann wird in diesem Falle erst zwischen 22 und 25 Jahren (in sehr vielen Fällen später) über eine Heirat nachdenken können.
Dazu kommt, dass die meisten Männer 1-3 Jahre Militärdienst leisten müssen.

3. Hohe Preise für Appartments und Gold
Gold für die Braut und deren Familie zu kaufen ist ein MUSS in Ägypten, stellt aber für ärmere Familien ein grosses Problem dar.

Zusammenfassung der Gründe, weshalb junge Leute nicht mehr ernsthaft über Heirat nachdenken können:
Finanzielle Ansprüche, gute Ausbildung, hohe Mietpreise, Goldkauf

Es gibt 4 gebräuchliche Arten, eine Braut zu finden
1 – Die Familie schlägt eine Kandiatin vor, was der Tradition entspricht, die aber heute von vielen jungen Leuten abgelehnt wird.
2 – Kennenlernen durch Uni, Schule, Freunde, Arbeit, Parties, Clubs etc.
3 – Freunde entwickeln tiefere Gefühle (hier kommen wahre Gefühle ins Spiel)
4 – Eine Ausländerin/Ausländer kennenlernen. Diese letzte gebräuchliche gebräuchliche Art ist jedoch nur denjenigen Männern vorbehalten, wenn sie zu einer der folgenden Gruppen gehören:

A – Gut ausgebildete, gebildete Männer (Ärzte, Pharmazeuten, Ingenieure, Uniabsolventen)
B – Gute ausgebildete, gebildete Absolventen internationaler Universitäten wie American University, German University, Canadian University etc.
C – Männer, die im Tourismus arbeiten und allen Bildungsstufen angehören. Die Mehrheit dieser Männer gehört jedoch zur schlecht ausgebildeten Gruppe, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.

Der Mann muss einen Gesprächstermin mit der Familie der Kandidatin vereinbaren. Zu diesem Gespräch muss er gut angezogen und gepflegt erscheinen und Blumen oder Süsigkeiten mitbringen. Normalerweise wird er dabei von seinen Eltern begleitet, von einem respektablen Mitglied seiner Familie oder von einem guten Freund.

Während diesem Gespräch will die Familie seine Einstellung und sein Verhalten prüfen.
Sie hat im Vorfeld bereits Erkundigungen über ihn eingezogen betreffend Arbeit, Familie, Religion und Verhalten.

Im Religionsbereich wird erwartet, dass der Bewerber gottesfürchtig ist, Gott ehrt und betet. Dass er weder trinkt noch raucht. Dass er keine Beziehungen zu anderen Frauen hat, hilfsbereit ist und durch ein gutes Benehmen auffällt. Natürlich wird nicht jeder diesen Anforderungen gerecht und viele berufen sich auf ihren Stand und die finanzielle Sicherheit, die sie bieten können.

Akzeptiert die Familie ihn als zukünftigen Ehemann ihrer Tochter wird es weitere Treffen geben mit seiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, enge Freunde), um offiziell um die Hand der Tochter zu bitten.

Verlobung
Die Verlobung wird mit den Familien, Freunden und Nachbarn gefeiert und es wird Essen und Getränke serviert. Zu diesem Anlass überreicht der Bräutigam das von der Familie der Braut gewünschte Gold, dessen Wert sich bis $ 9000.- belaufen kann.

Nach ca. einem Jahr +/- wird geheiratet. Während der Verlobungszeit sehen sich die Brautleute ab und zu, jedoch nie alleine.

Heirat
Der Bräutigamm muss die gesamte Wohnungseinrichtung (3-4 Räume) kaufen, ein Appartment stellen (hohe Mietpreise), falls seine Familie keines zur Verfügung stellen kann und Gold kaufen. Er muss einen speziellen Club für Hochzeiten mieten, der ca. S 2‘000.- bis 10‘000.- kostet. Er muss ebenfalls 3-4 Busse für den Transport der Familien zu den Hochzeitsfeierlichkeiten mieten, den Fotografen sowie das Video-Equipment und die Musiker bezahlen. Alles in allem muss er nochmal mit ca. $ 800.- - 2'000.- rechnen.

Die Braut bring alle elektrischen Geräte, Kücheneinrichtung und Vorhänge mit.

Alle diese Dinge sind vorher in einem Vertrag festgelegt worden, den der Bräutigam im Beisein von Zeugen unterschrieben hat und der dazu dient, die Braut zu schützen und ihre Zukunft zu sichern. Diesen Vertrag behält der Vater der Braut, der sich nicht scheut, diesen Vertrag einzusetzen, sollte der Mann seine Tochter nicht gut behandeln. Auch im Falle einer Scheidung wird er als Druckmittel verwendet und vorallem bestätigt er, worauf die Frau Anspruch hat. Beim Einzug der Braut in das Haus/Appartment des Bräutigams wird minutiös kontrolliert, ob alle vertraglich festgelegten Einheiten auch tatsächlich vorhanden sind.
Alle diese Dinge haben keinen Ursprung in der Religion, sondern sind Tradition. Ginge es allein nach der Religion, wäre heiraten in Ägypten einfach..

Man muss beachten, dass der weibliche Anteil der ägyptischen Bevlkerung höher ist als der männliche.

Eine gebräuchliche Redewendung in Ägypten besagt:
Der Junge muss leiden bis er fähig ist, unsere Tochter zu heiraten. Er muss fühlen, dass sie sehr wertvoll und teuer ist und im Grunde unerreichbar für ihn. Nur dann wird er sie schätzen und gut für sie sorgen.